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Xanthi Juni 2014

Ein Bericht von Dr. Melanie Stehle | Tierärztin

Es begann wie immer: "Bitte helfen Sie uns, wir sind verzweifelt. In der nordgriechischen Stadt Xanthi und der Umgebung leben schätzungsweise 6000 Straßenhunde, deren Zukunft mehr als ungewiss ist, wenn wir nicht so schnell wie möglich mit Kastrationen gegensteuern." Dies waren die Worte von Sofia Becic, der ersten Vorsitzenden des Vereines „griechische Fellnasen e.V.“ als sie Anfang des Jahres Kontakt zu uns aufnahm. Diese Anfrage war der Startschuss für unser gemeinsames Projekt. Ich antwortete ihr, dass wir eine Einladung des Bürgermeisters und die Zustimmung des Veterinäramtes für eine Kastrationsaktion brauchen. Mit diesen Grundvoraussetzungen können wir Spenden sammeln und die Planung des Projektes beginnen. Schneller als je zuvor lag die Unterschrift des Bürgermeisters auf meinem Schreibtisch und wir konnten mit allen Vorbereitungen beginnen.

Der Blick in die Augen dieser kleinen unschuldigen Geschöpfe gibt uns Kraft, bis spät in die Nacht zu arbeiten. Wir könnten stolz auf unsere tägliche Arbeit sein. Aber wenn ich ehrlich bin, kehren nicht die Bilder wieder, die die schönen Momente widerspiegeln. Es ist der Welpe, der unterkühlt, ausgehungert und von Fliegenmaden übersät im Olivenhain gefunden wurde. Um dessen Leben wir kämpfen und doch kapitulieren müssen.

150 kg Operationsequipment mussten bestellt und auf verschiedene anreisende Menschen verteilt werden. In unzähligen E-Mails und Gesprächen wurden wichtige Tagesabläufe besprochen, Informationsblätter für Helfer in verschiedenen Sprachen entworfen, um im Vorfeld alle Beteiligten mit dem Arbeitsablauf vertraut zu machen. Nur mit einem optimal abgestimmten Team können wir viele Kastrationen in kürzester Zeit absolvieren. Jede Hand ist ein wichtiger Teil des Projektes und trägt zum Erfolg bei. Selten habe ich einen Tierärztepooleinsatz miterlebt, für den sich so viele Menschen einsetzen. Es sind nicht nur die unermüdlichen Helfer an der Basis, die tagtäglich von früh bis nachts die Straßentiere einfangen und uns zur Kastration bringen. Helfer, die die Tiere nach der Operation betreuen und noch weitere drei Tage beaufsichtigen. Es sind die einheimischen Tierärzte, die uns in ihrer Praxis willkommen heißen und uns für die Operationen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Es ist meine griechische Kollegin Antonia, die verantwortungsvoll die Narkose überwacht, die Vorbereitung und die Nachsorge übernimmt und ich mir keine bessere Teamkollegin hätte wünschen können. Es ist das komplette Team des Veterinäramtes, das mit unserer Unterstützung eine Verbesserung der Lebensqualität der Straßenhunde erreichen möchte. Und es ist der Bürgermeister, der sich nahezu väterlich tagtäglich meldet und uns Mitarbeiter zur Verfügung stellt.

Diese engagierten Menschen machen Xanthi zu einem einzigartigen griechischen Projekt mit Vorzeigecharakter! Die Autos werden mit Boxen ausgestattet und dann geht es los, um Hunde einzusammeln. Täglich werden uns Welpen gebracht, die die Tierschützer auf den Straßen von Xanthi finden. Kleine unschuldige Geschöpfe, die meist in einem sehr kritischen Zustand sind. Sie werden in eine Welt geboren, in der sie die meisten Menschen nicht haben wollen. Die Situation für diese Hundekinder wird brutal bleiben, solange wir nicht mit Kastrationen der Vielzahl an ungewollten Hunden entgegensteuern. Innerhalb kürzester Zeit waren die wenigen Pflegestellen vor Ort mit Welpen und pflegebedürftigen Hunden ausgelastet, die Kapazitäten erschöpft. Wir haben hier Tierschützer kennengelernt, die teilweise 40 Hunde bei sich aufgenommen haben. Es waren kranke Tiere und Welpen, die auf der Straße wenige Überlebenschancen gehabt hätten. Wir können das ein oder andere Tier mit nach Deutschland nehmen, aber das ist nicht die Lösung des Problems. Wir müssen es vor Ort lösen und der einzige nachhaltige Weg ist und bleibt die Kastration.

Der Blick in die Augen dieser kleinen unschuldigen Geschöpfe gibt uns Kraft, bis spät in die Nacht zu arbeiten. Wir könnten stolz auf unsere tägliche Arbeit sein. Aber wenn ich ehrlich bin, kehren nicht die Bilder wieder, die die schönen Momente widerspiegeln. Es ist der Welpe, der unterkühlt, ausgehungert und von Fliegenmaden übersät im Olivenhain gefunden wurde. Um dessen Leben wir kämpfen und doch kapitulieren müssen. Es ist der letzte Blick dieser kleinen unschuldigen Geschöpfe, bevor sie ihre Augen für immer schließen. Es ist die Frage nach der Gerechtigkeit und der Frage, wie man dies einem Hundekind antun kann.Vielleicht erklärt ihnen dieser Gedankengang auch, weshalb wir auch trächtige Tiere kastrieren. Es fällt niemandem von uns leicht, da können sie sich sicher sein. Macht man sich aber bewusst, dass eine Hündin durchschnittlich 10 Welpen jährlich zur Welt bringt, so haben wir mit dieser Aktion 2000 Hundewelpen verhindert. 2000 kleine Lebewesen, von denen 1/3 innerhalb der ersten Lebenswochen verhungert wäre, weil die ausgemergelten Hündinnen nicht genügend Milch zur Verfügung haben. Ein weiteres Drittel würde durch Menschenhand sterben und die Übrigen würden ein hartes Leben auf der Straße fristen und auch nicht viel älter als ein paar Jahre werden. Dieses Schicksal hat kein Lebewesen verdient. Wir müssen durch Kastrationen das Leid verringern, ansonsten wird dieser Kreislauf des Leidens nie durchbrochen.

Lotta und Lita wurden zur Kastrationsaktion gebracht und nie wieder abgeholt. Lotta und Lita waren in sehr schlechter Verfassung, ihre Haut war übersät mit Flöhen, Zecken und Milben. Nach der Kastration und Behandlung der Parasiten verbesserte sich ihr Zustand von Tag zu Tag. Nachdem die beiden neun Tage bei uns stationär aufgenommen wurden, durften sie n eine Pflegefamilie.
Kira wurde an einer stark befahrenen Straße gefunden. Antonia nahm sich ihr an, bevor Kira kastriert und ebenfalls in einer Pflegefamilie untergebracht wurde.
Fritz irrte auf einer Müllkippe umher, als er zufällig von einem Tierschützer entdeckt wurde. Sein trauriger Blick ließ ihn nicht mehr los und er beschloss, ihm eine Chance auf ein besseres Leben zu geben.

Bei diesem 14-tägigen Einsatz wurden 330 Kastrationen (200 Hündinnen, 88 Rüden, 32 Katzen und 10 Kater) und 30 Sonder-Operationen durchgeführt.Weltweit gibt es die unterschiedlichsten Tierschutzprojekte mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten und Grundvoraussetzungen. Kastrationen an sich sind immer nachhaltig, dies ist unumstritten. Noch wichtiger ist aber, dass es nicht bei einem einmaligen Einsatz bleibt und ein angefangenes Projekt fortgeführt wird, bis 85-90% der Tiere in diesem Gebiet kastriert sind. Die Grundvoraussetzungen hierfür könnten in Xanthi nicht besser sein: wir dürfen mit den ortsansässigen Tierärzten Sapfo und Jorgos zusammenarbeiten. Sie stellen uns während den Aktionen ihre Praxis zur Verfügung. Zwischen unseren Einsätzen kastrieren sie ebenfalls Straßenhunde mit der finanziellen Unterstützung des Bürgermeisters. In den zahlreichen Gesprächen mit dem Bürgermeister oder den Tierärzten des Veterinäramtes wurde deutlich, dass die Verantwortlichen der Stadt eine Veränderung der Lebensbedingungen der Straßentiere erreichen wollen. Diese Verantwortlichen organisierten die Hundefänger und stellten uns Fahrzeuge und ein Haus zur Verfügung, in dem die operierten Hunde überwacht und gefüttert werden können, bevor sie wieder an ihren Herkunftsort zurückgebracht werden.

Sofia Becic mit ihren vielen freiwilligen Helfer sowie der ortsansässige Verein „FOX“ haben uns gezeigt, dass sie für ihre Schützlinge eine sichere Zukunft durch ein friedliches Miteinander zwischen Mensch und Tier erreichen wollen. Deshalb ist es für uns von größter Bedeutung, diese enthusiastischen Menschen ; zu unterstützen und Xanthi zu einem weiteren Ort mit Tierschutz-Vorzeigecharakter werden zu lassen! Mit dieser Aktion haben wir den ersten Grundstein für eine nachhaltige Veränderung der Population der Straßenhunde in Xanthi gelegt. Sobald wir genügend Spenden gesammelt haben, wird die nächste Kastrationskampagne gestartet.

Dazu brauchen wir Ihre Hilfe, liebe Spender. Werden Sie Teil unseres Projektes! Helfen Sie uns zu Helfen!
Ihre Melanie Stehle

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
Jeder bekommt eine Chance auf ein besseres Leben! All das wird nur möglich durch Ihre Spende!

Jetzt spenden!

In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de